Die Kinder übernehmen den Haushalt. Irgendwie. (Woche 3)
Ich habe meinen Laptop wieder. Und kann endlich bloggen. Dabei war er gar nicht weit weg, nur unter einem riesigen Haufen Wäsche versteckt. Aber er funktioniert und riecht sogar nach Alpenfrische, was auch immer das bedeutet. Also was will ich mehr? Dies und was sich sonst noch so getan hat, seit die Kinder den Haushalt übernommen haben, erfahrt ihr hier in diesem Update.
Etwas über 3 Wochen ist es nun her, dass die Kinder sich quasi freiwillig dazu bereiterklärt haben, einige Aufgaben im Haushalt zu übernehmen. Freiwillig deshalb, weil wir mit ihnen über die aktuelle Situation reden und auch Vorschläge machen wollten, doch sie preschten vor und wir sagten zu. Wir wagten das Experiment.
Wir versprachen uns davon etwas mehr Zeit für die Kinder und uns selbst zu haben. Dazu hin und wieder warmer Kaffee, mehr will ich ja gar nicht. Und, na ja, hin und wieder saubere Wäsche und einen Teller zum Essen, aber der ist optional.
„Ich hab‘ nix anzuziehen“
Und während ich morgens nun kafffeeschlürfend auf der Couch sitze und einen entspannten Start in den Tag probiere, herrscht in der Wohnung geschäftiges Treiben. „Wo ist meine schwarze Hose?“ und „Ich habe keine Socken mehr!“, tönt es aus den verschiedenen Zimmern. Anschließend wird der Wäscheberg zerpflückt und im Zimmer verteilt, in der Hoffnung, noch ein Kleidungsstück in einigermaßen passender Größe für sich zu ergattern. Die Tribute von Panem lassen grüßen. Allerdings waren diese weniger brutal.
Und auch der Geschirrspüler steht häufig lange und sauber herum, bevor sich das Kind dazu überwinden kann, den nun angesammelten Staub herunterzupusten und das Geschirr schwungvoll in die (meist) richtigen Schränke zu verteilen. Drei Anbietern von Keramikwaren gefällt das.
Das mit dem Laptop oben war natürlich gelogen. Hier riecht nix nach Alpenfrische. Und auch war der Laptop nicht verschwunden. Doch die Wäschestapel hingegen sind real.
Mach doch mal „Das bisschen Haushalt…“
Wie wir erwartet hatten, war der Berg an Aufgaben, den sich die Kinder selbst ausgesucht hatten, immens. Ich konnte absolut nachempfinden, dass die anfängliche Lust sich mit der Zeit in Luft auflöste. Und dass die Aufgaben ständig weiter vor sich her geschoben wurden. Der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm…
Immer häufiger mussten wir sie in den letzten Tagen freundlich darauf hinweisen, dass Papa schon wieder ohne Unterhose zur Arbeit muss. Und auch, dass wir ihnen leider kein Abendessen anbieten können, da kein sauberes Geschirr mehr vorhanden sei.
„Papa, ich will etwas ändern“
Nach 2 Wochen bat uns eines der Kinder zum Gespräch, zumindest hörte ich das zwischen Schimpfwörten und Türenknallen so heraus. Wir setzten uns also in einer ruhigen Minute hin und besprachen die Situation.
Während das Wäschekind (den richtigen Namen haben wir leider inzwischen vergessen) weiter darauf bestand, fast alles alleine zu machen, wollte das Geschirrkind (ich glaube, auch das war nicht der richtige Name) weniger machen.
Wir erklärten, dass wir absolut der gleichen Meinung sind. Dass es so zuviel sei. Und einigten uns auf ein paar Aufgaben weniger. Seitdem wird nur noch täglich der Geschirrspüler geleert. Der Schwung dabei ist geblieben, so dass noch immer zwei der scharfen Messer senkrecht in der Besteckschublade stecken.
Doch ich denke, das Maß an Aufgabe(n) ist in Ordnung und in weniger als 10 Minuten erledigt. Und uns Eltern entlastet das tatsächlich!
Wie geht es mit dem Haushalt nun weiter?
Und nachdem ich nun in den letzten Tagen doch ein paar Wäscheladungen übernommen habe, wird aus dem Wäschezusammenlegen heute ein Familienevent gemacht. Mit Spiel, Spaß, Spannung und vielleicht einem Film. Ob das lange gut geht?
Ich schätze, ein paar Wochen geben wir dem Versuch noch. Spätestens, wenn wir alle bei Minusgraden in Shorts und mit freiem Oberkörper das Haus verlassen, sollten wir reden. Im Familienrat natürlich. Und wer am wenigsten zum Anziehen hat, darf dann anfangen…
Bis dahin erfreue mich an noch warmen Getränken. Und dem Gesichtsausdruck der Verkäuferin, die mich überrascht fragt: „Seit wann trinken Sie denn so viel Kaffee?“
Im Familienrat kommt alles auf den Tisch
In den Kommentaren des ersten Beitrags zum Thema wurde übrigens der Familienrat vorgeschlagen, den wir sogar zwischenzeitlich eingeführt haben. Damit fing das Ganze ja quasi an. Und dort kann nun jeder über aktuelle Themen, wie dem Haushalt, reden und auch Vorschläge oder Änderungswünsche einbringen.
Jedes Wochenende setzen wir uns nun also zusammen und reden über dies und das. Wäsche zum Beispiel. Oder feststeckende Messer. Aber auch über längere Tabletzeiten, Ausschlafen, mehr Süßigkeiten oder was Papa sonst noch haben möchte.
Aber auch über gewünschte gemeinsame Familienaktionen, Urlaubspläne, Taschengeld oder mögliche Schulwechsel. Egal, was die Köpfe gerade beschäftigt.
Also vielen Dank an dieser Stelle für die Hinweise/Tipps. Wir werden ernsthaft versuchen, das dauerhaft zu etablieren!
Und nun entschuldigt mich, ich brauche noch Unterwäsche. Vielleicht passt mir ja die des Nachbarn…
*Anmerkung der Redaktion: Dieser Text enthält einen unproportional hohen Anteil an Humor, Ironie und Sarkasmus. Beschwerden bitte an das zuständige Jugendamt.
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