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Die Kinder übernehmen den Haushalt (Woche 1)

Was wäre das wohl für eine Welt, in der Mama und Papa weder Wäsche waschen noch den Geschirrspüler leeren bzw. füllen oder den Tisch säubern müssen? Hätten wir dann mehr Zeit für uns, die Kinder oder anfallende Aufgaben? Eher durch einen Zufall sind wir nun in diese Situation hingeraten. Hier ein Erfahrungsbericht nach einer Woche ohne Haushalt …

Vor wenigen Wochen war es wieder so weit: irgendein Erwachsener fluchte in der Wohnung. Zu klein, zu unordentlich, zu unorganisiert, zu wenig Zeit.

Sowohl ich als auch meine Frau haben es nicht so mit der Organisation und dem Halten von Ordnung. Deshalb passiert es immer wieder, dass Wichtiges unter den Tisch fällt, das Geschirr sich in der Küche stapelt und dann kopflos irgendwelche Baustellen abgearbeitet werden, die gerade wenig aktuell sind.

Kurz: Willkommen im Alltag der Familie PapaJahre!

Das geht so nicht weiter!

Doch so konnte und durfte es nicht weitergehen. Unsere Kräfte schwanden, die Gereiztheit hingegen nahm zu. Und zwischendrin drei süße Kinder, die fleißig von Mama und Papa das Chaotischsein abkupferten. Stilecht und unverkennbar. Gentest unnötig!

Also beschlossen meine Frau und ich (mal wieder), dass sich etwas ändern müsse. Wir setzten uns hin, tranken kalten Kaffee vom Morgen (keine Ahnung, von welchem genau) und redeten.

Welche Aufgaben stehen in welcher Regelmäßigkeit an? Wer ist wofür verantwortlich? Und was kann man auch mal sein lassen?

Doch die spannende Frage war plötzlich: was machen eigentlich die Kinder im Haushalt? Also abgesehen von Chaos, Unordnung und dreckiger Wäsche…

Ein Ring sie zu … äh… einzubinden!

Die Tatsache an dieser Stelle: bisher taten sie relativ wenig. Hin und wieder, genötigt von total unfairen und fiesen Eltern, wurden die Kinderzimmer notdürftig von Spielzeug, Schulsachen und Undefinierbarem befreit. Doch darüber hinaus erledigten Mama und Papa den Rest.

Wir beschlossen also, ihnen wenigstens ein paar einfache Aufgaben zu übertragen. Tisch abräumen und den Geschirrspüler ausräumen. Etwa in dem Umfang. Vorher jedoch wollten wir mit ihnen reden. Ihnen die Situation verständlich machen. Nicht einfach, wie sie uns vermutlich entgegengeschleudert hätten, sie „grundlos bestrafen“. Das machen wir spät… nie!

„So ihr Lieben, wir wollten mal mit euch reden.“, begannen wir das Gespräch. Und erzählten, was wir alles im Haushalt tun. Und wie wenig Zeit dadurch sowohl für uns selbst, aber auch für die Kinder bleibt. „Und deshalb…“ – doch weiter kamen wir nicht.

Das bisschen Haushalt…

„Okay, ich mache ab jetzt die Wäsche!“, meldete sich K1 zu Wort. „Und ich“, rief K2 euphorisch dazwischen, als gäbe es hier einen Wettstreit, „decke den Tisch, räume ihn ab und mache alles in den Geschirrspüler und räume ihn wieder aus!“. K1 überlegte kurz und ergänzte dann: „Das heißt, ich sortiere die Wäsche, Wasche sie, hänge sie auf, nehme sie ab und lege sie zusammen!“

Stille auf zwei Seiten des Tisches. Nervöses Augenzucken begleitete nach oben zuckende Mundwinkel. Blicke schossen in alle Richtungen, die Gedanken überschlugen sich. Jetzt nur nicht nervös werden und keine Schwäche zeigen.

„DEAL!“, schrien plötzlich beide Eltern und rannten freudig kreischend, die Arme in die Luft werfend, aus dem Wohnzimmer. Sanft senkte sich der aufgewirbelte Staub im Schein des durchs Wohnzimmerfenster fallenden Regenbogens, eine Einhorn sang im Garten …

Na ja, so oder so ähnlich lief das Gespräch ab. Vieles blieb mir nicht in Erinnerung. Aber wir haben mit den Kindern die Einzelheiten besprochen, ein paar Anpassungen vorgenommen, doch ein Großteil der Aufgaben blieb genauso verteilt, wie die Kinder es probieren wollten.

Zusätzlich baten wir sie, die Frühstücksboxen für die Schule selbst zu bestücken. Zu oft kamen sie voll zurück, weil „schmeckte mir nicht…“. Vom zeitlichen Aufwand mal ganz abgesehen.

Eine Woche ohne Hausarbeit

Die erste Woche dieses Experimentes ist nun rum. Fakt ist, dass wir nie vorhatten, den Kindern einen solchen Berg an Aufgaben zu überlassen. Doch wir wollten mal schauen, was passiert. Und auch mal warmen oder gar heißen Kaffee kosten. Soll ja toll sein…

Die ersten Tage verliefen auch überraschend gut. Die Küche wurde sauber gemacht, die Wäsche gewaschen und sortiert und auch alles weitere lief meist ohne, dass wir etwas sagen mussten.

Nach etwa drei Tagen merkte man jedoch, dass die Lust auf Seiten der Kinder nachließ. Absolut verständlich, wie ich fand. Aber ich hatte mich an den heißen Kaffee gewöhnt, so schnell wollte ich also nicht aufgeben.

Am fünften Tag wurde der Unmut schon etwas lauter geäußert. „Ich habe aber keine Lust, ich wollte nie den Geschirrspüler aus- oder einräumen!“ – eine Tür knallte. Oder aus dem anderen Zimmer: „Boah, ich hätte nie gedacht, dass Wäsche zusammenlegen so laaaange dauert!“

Eine Woche geschafft, bleiben noch 779

Besonders schön dann am heutigen Morgen, als ich nach der Brotbüchse fragte: „Ach man, ich habe keine Ahnung, was ich mir machen soll. Ich bin so uninspiriert.“. Willkommen in meiner Welt!

*prüft zur Sicherheit, ob das Süßigkeitenfach heimlich geplündert wurde

Mit dem heutigen Tag ist nun eine Woche rum. Natürlich haben wir zwischendurch auch geholfen. Wir sind keine Sklaventreiber und wollen niemanden ausbeuten.

Dennoch ist es schön, wenn wir abends nicht noch stundenlang in der Küche, im Bad oder im Wäschekeller stehen. Dafür aber einen einigermaßen ruhigen Abend haben. Und morgens trotzdem in einer sauberen Küche und mit frisch gewaschener Wäsche starten. Mit heißem Kaffee…

Und nun?

Wie geht es nun weiter? Nun, wir möchten den Kindern diesen Berg an Aufgaben nicht dauerhaft überlassen. Das war ja auch nie der Plan.

Doch sie entwickeln gerade ein Gefühl dafür, was Mama und Papa tagtäglich leisten. Und erkennen es an. Das ist auch für uns ungewohnt und neu.

Ich schätze, dass wir uns demnächst wieder an einem Tisch treffen werden. Wie am Murmeltiertag werden erneut die Worte „So ihr Lieben, wir wollten mal mit euch reden.“ die Runde eröffnen. Und während die Kinder aufzählen, was sie alles im Haushalt leisten, werden wir Eltern überlegen, welche Aufgaben wir in Zukunft zur Unterstützung im Haushalt übernehmen werden.

Damit die Kinder auch mal wieder Zeit für uns haben…

Wie es weiterging, lest ihr hier.

4 thoughts on “Die Kinder übernehmen den Haushalt (Woche 1)

  1. Sarah von Mamaskind hält häufig mit den Kindern eine Art Familienkonferenz ab und sie verteilen die Aufgaben auf einem Whiteboard. Das wollte ich auch mal versuchen. Wir haben mit dem großen Sohn irgendwann mal den Deal geschlossen, dass er von nun an den Mülldienst übernimmt (also sobald der Korb für Papier und Glas voll ist wegbringt) sowie das abendliche Gießen vom Garten (dauert nämlich auch immer etwas) und dafür 50 Cent mehr Taschengeld pro Woche bekommt. Klar müssen wir ihn ab und an auch mal daran erinnern, aber es geht halbwegs.

    Wir haben mal vor Jahren eine Art Belohnungstafel gehabt, mit der die Kinder bzw. damals noch „nur“ ein Kind sich Punkte erarbeiten konnte und die Belohnung dafür selber festlegen durfte (ein Ausflug zum Beispiel). Da waren dann so Sachen wie Tisch abräumen usw. drauf… das hat er damals gut verinnerlicht, so dass wir das gar nicht mehr mit Belohnungssystem machen müssen. Wenn ich Wäsche zusammen lege, lasse ich die Kinder ihre Sachen dann alleine in den Schrank räumen…

    Klingt alles toll… AAAAABER… wir sind auch alle durchweg Chaoten. Papierkram findet man bei uns in Kisten und muss immer gesucht werden. Wir haben immer irgendwo Bücher oder Spielzeug liegen und und und… organisiert und super ordentlich wird es bei uns wohl nie sein. Aber wir nutzen diese Zeit meist für lustigere Dinge 🙂 Oder eben um einfach mal abends in Ruhe auf dem Sofa zu sitzen.

    1. Hallo Sari,

      danke für die Leseempfehlung! Schaue ich glatt mal rein, auch wenn wir das so oder so ähnlich auch schon mal gemacht haben. Und gerade wieder einführen.

      Wir haben uns bewusst dafür entschieden, kein Geld oder ähnliches dafür zu geben. Stattdessen konnten wir plausibel erklären, waum wir abends oft so ko sind und weniger Zeit haben, als wir gerne hätten (zum Lesen, Spielen, Basteln etc.). Und das fiel sofot auf fruchtaren Boden. Aber das ist natürlich jeder Familie selbst überlassen. Hier klappt es (gerade)…

      Und zum Chaos: wir haben seit Corona-Lockdown ganz feste Aufräumzeiten eingeführt. Dadurch ist es dann nicht einmal pro Woche ein großer Berg, sondern nur täglich 15 – 30 Minuten. Zumindest, wenn wir uns dran halten. Das ist eher das Problem… ^^
      Und ansonsten Ausmisten. Regelmäßig. Auch wenn es keinen Spaß macht. Aber es klappt.

      Und für die anderen Tage gilt: Ordnung ist das halbe Leben, ich leb in der andern Hälfte 😉

      Liebe Grüße
      Martin

  2. Hi 🙂
    Genau, Familienkonferenz machen wir regelmäßig.
    Und wir machen das auch ohne Kinder:
    Mir geht Küche, Essen machen, planen, kaufen auf die Nerven.
    Macht nun alles mein Mann.
    Die Kinder haben aktuell vollkommen andere Aufgaben als zuvor besprochen.
    Das konnten sie nicht alles einhalten.

    Der Große macht Mülldienst und hilft.
    Die Kleinen sollen Tisch decken und abräumen.
    Abräumen klappt nie. 😉

    Taschengeld gibt es für die Großen unabhängig davon. Wir arbeiten nicht mit Belohnung.

    Schau gerne mal bei meinem Beitrag vorbei. Familienkonferenz ist eine sehr nützliche Hilfe. 🙂

    Das ist der Vorreiter von Mental Load.

    Liebe Grüße
    Sarah

    1. Hallo Sarah,

      ja, die Familienkonferenzen haben wir sogar mal eine zeitlang durchgeführt, dann aber aus den Augen verloren. Beginnen nun gerade wieder damit und haben da auch das Thema Haushalt besprochen. Ebenfalls ohne Geld. Bisher habe ich da das Meiste übernommen (Essen, Einkauf, Wäsche, etc…)

      Und die Aufgaben haben sich die Kinder tatsächlich selbst ausgesucht, inzwischen aber auch etwas angepasst (komme nur nicht zum Aufschreiben…). War dann doch etwas viel ^^

      Btw: Ist das ein Tippfehler mit dem „Vorreiter von Mental Load“? Oder verstehe ich das gerade falsch?

      Liebe Grüße
      Martin

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