Wie Papa den Umgang mit Taschengeld lernt
Was habe ich es früher geliebt, wenn endlich Zahltag war und ich mein Taschengeld bekommen habe. Oft wurde es in die Sparbüchse getan und hin und wieder auf ein Sparkonto. Mit Mamas Hilfe selbstverständlich. Aber noch viel lieber habe ich mir Dinge, meist Spielsachen, ausgesucht, die ich mir davon kaufen wollte. Und da waren schon ziemlich coole Dinge dabei. Doch nun, über 25 Jahre älter, bin ich auf der anderen Seite und gebe das Taschengeld heraus. Und diese Rolle ist ungewohnt schwer für mich!
Wie oft und wie viel Taschengeld?
Sucht man im Netz oder anderen Ratgebern, so findet man zahlreiche Beiträge zum Thema Taschengeld. Insbesondere die empfohlene Höhe des Taschengeldes war für mich anfangs tatsächlich ein Rätsel. Schließlich wuchs ich noch zu Mark (kurz) und DM-Zeiten (länger) auf und eine Schrippe kostete zwischen 5 und 10 Pfennig. Dann kam der Euro und ab da war die Sache mit dem Vergleich zu früher vollends gegessen. Nun ja, dank vieler Tipps aus verschiedenen Quellen im Internet war die Höhe des Taschengeldes jedoch einfach zu lösen.
Doch mein Problem begann etwas später und hatte nichts mit der Höhe des Taschengeldes zu tun.
Reiß dich zusammen, Papa!
Die eigentlichen Bedenken kamen zu dem Zeitpunkt, als das Kind sich dazu entschied, etwas Geld aus dem Sparschwein zu entnehmen, um sich etwas zu kaufen. Ein ganz normaler Vorgang, mag man meinen. Haben Generationen vorher auch getan. Selbst Papa. Doch ausgerechnet dieser schnappte plötzlich panisch nach Luft, als das Kind anfing, das Geld auszugeben.
Die ersten Anschaffungen waren Süßigkeiten. Zwei oder drei Tüten mit Süßkram, die wir nie gekauft hätten. Und diese lagen nun in der noch ungenutzten Schublade im Kinderzimmer. Versteckt vor den anderen Kindern. Und ich habe mir auferlegt, den Konsum dieser Süßigkeiten nicht zu reglementieren. Na gut, das wird schon…
Als nächstes kaufte sich das Kind Figuren von Schleich, einer nicht ganz günstigen Marke. Ich musste schlucken. Aber gut, auch ich hatte solche Spielsachen als Kind. Und vermutlich noch viel schlimmeres. Bei dem Gedanken bekam ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen.
Fidget Spinner überall, nur nicht hier
Dann kamen plötzlich die Fidget Spinner und „jeder hat einen“ (Zitat des Kindes). Doch ich wollte das nicht. Ich habe damals die Tamagotchis belächelt (okay, „ausgelacht“ trifft es eher, mea culpa) und wollte auch kein Yoyo. Gerade letzteres hat rückblickend irgendwie noch Sinn im Bezug auf motorische Fähigkeiten gemacht. Aber nun diese Fidget Spinner?
„Kauf es dir doch von deinem Taschengeld, dazu hast du es ja.“ Diese verhängnisvollen Worte verließen eines Tages meinen Mund. Und ein paar Stunden später tingelte ich mit dem Kind die Stadt auf der Suche nach den überall ausverkauften Fidget Spinnern. Die Verkäuferinnen und Verkäufer wussten schon bei unserem Anblick, was wir wollten und verwiesen uns an immer gleiche Läden um die Ecke. Bis wir kurz vor Schließzeiten noch fündig wurden.
Das Kind schaute sich das Sortiment an und wollte sich tatsächlich einen Fidget Spinner für 25€(!) kaufen. Ich war entsetzt. Und ratlos. Also schnell am Handy die Notrufnummer gewählt und meine Frau angerufen. Was soll ich sagen – ein paar Minuten später verließen wir das Geschäft mit einem sehr teuren Stück rotierendes Metall. Das Kind war glücklich. Und Papa biss sich auf die Zunge. Es fielen mir so einige Argumente und Belehrungen ein, doch ich glaube, ich konnte an diesem Tag alle erfolgreich herunterschlucken.
Papas Ausbildung ist noch nicht abgeschlossen
Tja, das war bis heute meine schwerste Prüfung, aber definitiv nicht die letzte. Vor kurzem wurden mal wieder Süßigkeiten gekauft. Und weitere Fidget Spinner. Für sich, für das jüngere Geschwisterkind und für ein paar Freunde. Aber aus einer anderen Preiskategorie, vielen Dank dafür! Neu hinzugekommen sind dafür nun Pokémon-Karten. Oh man…
Ich schätze, das wird noch eine ganze Weile so weitergehen. Zumal da noch zwei weitere Kinder in den Startlöchern stehen, die Papas Nerven in Bezug auf das Taschengeld strapazieren werden. Ich werde weiterhin das Taschengeld widerstandslos auszahlen und mit den Kindern über etwaige Käufe reden. Aber ich werde sie ihnen nicht ausreden (sofern sie nicht gesundheitsschädigend o.ä. sind).
Und während die Kinder den Umgang mit ihrem(!) Taschengeld lernen, werde ich lernen, sie machen zu lassen. Das betrifft jetzt das Taschengeld, später vermutlich ihre Freunde, die Wahl der Lebenswege und vieles weiteres, was ich jetzt – zum Glück – noch nicht auf dem Schirm habe. Sollten sie jedoch Fragen dazu haben, so werden wir da sein.
Und nun bleibt mir nur zu hoffen, dass irgendwann mal ein Spielzeug gekauft wird, von dem auch Papa etwas hat…