Isolationstagebuch – Die Familie in den Zeiten der Corona
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Isolationstagebuch – Die Familie in den Zeiten der Corona

Coronaisolation – Logbuch des Captains, Sternzeit 28032020,1: Wir haben nun die zweite Woche der häuslichen Isolation aufgrund des weltweit grassierenden Corona-Viruses hinter uns. Und wir sind uns noch nicht an die Gurgel gegangen. Yay!

Aber im Ernst: es liegen zwei anstrengende Wochen hinter uns. Zwei Wochen, wie wir sie bisher nie erlebt haben. Und ihr vermutlich auch nicht. Schuld ist Corona.

Eltern, Arbeitnehmer und Lehrer dank Corona

Ganz plötzlich ist man zuhause „eingesperrt“. Beinahe jedenfalls. Soziale, persönliche Kontakte sollen weitestgehend unterlassen und der Aufenthalt im Freien auf ein Minimum beschränkt werden. Ach und Schule und Kindergarten bleiben auch zu. Arbeiten müsst ihr natürlich trotzdem.

Was heißt das nun? In meinem Fall Homeoffice, was durch die viele Arbeit am PC glücklicherweise möglich ist. Aber da sind ja auch noch Kinder. Drei Kinder, um genau zu sein. Und die haben Schularbeiten aufbekommen, die Lust darauf aber leider in der Schule vergessen. Ach so, das Kindergartenkind nicht, dem ist nur „wangweilig“. Aber das ständig.

Titelbild Isolation mit Familie durch Corona

Also saß ich die meiste Zeit am PC im Wohnzimmer, starrte auf meine Arbeit und dachte darüber nach, wie ich K2 weiter dazu motivieren kann, mal alleine über eine Aufgabe nachzudenken. Doch den Gedanken konnte ich erneut nicht beenden, denn ich hörte von rechts plötzlich ein „Mir ist wangweilig!“ (K3) und von links ein „Oah… Ich hab‘ keine Lust!“ (K2).

Es kommt immer anders…

Wochenplan für die Kinder um Schulaufgaben während der Corona-Isolation zu bewältigen
Der Wochenplan muss angepasst werden

Dabei hatte ich wirklich versucht, alles richtig zu machen. „Typischer Anfängerfehler“, könnte man meinen, wäre ich nicht bereits seit über einer Dekade Papa. Stattdessen hatte ich einen Tagesplan vorbereitet, so richtig schön mit Bildchen und Uhrzeiten. „Schaut rauf und lasst mich bitte arbeiten.“, habe ich mir vermutlich so oder so ähnlich in meinen Träumen ausgemalt. Achtung Spoiler: es kam ganz anders…

Statt dass ich zum Arbeiten kam, bestach ich die Kinder mit Süßigkeiten und Salzstangen. Machte K3 zum Junkie von Paw-Patrol-Hörspielen und wurde hinterher mit den Konsequenzen des kalten Entzugs konfrontiert. Ich diskutierte mit K2, wieso nicht ICH die Aufgaben lösen könne und bettelte darum, dass ich wenigstens mal einen Gedanken bis zum Ende … ach und ich wurde mit zahlreichen Blicken getötet (K1, 2 und 3!).

Bestechungsversuche mit Salzstangen und Nüssen
Bestechungs- und Motivationsversuche

Zwischendrin kochte ich Essen oder ging auf die Jagd nach Toilettenpapier, DEM raren Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Wer hätte noch vor einem Monat gedacht, dass ich mal vor einem Drogeriemarkt campen würde? Dort traf ich jedenfalls viele Gleichgesinnte und wir tauschten Nudeln gegen Milch, Pesto gegen Reis und irgendwer war so spendabel und verteilte einzelne Blätter seiner letzten Rolle… Aber ich schweife ab.

In der Mitte von Woche #2 war ich fertig. Und meine Frau auch. Die Kinder fanden es toll, nicht aus dem Haus zu müssen. Aber zeitgleich doof, dass alle Arbeiten müssen. Die Streitereien nahmen zu. Nicht nur unter den Geschwistern, nein, auch mit uns. Das Essen wurde aus Zeitgründen immer einseitiger und der Druck, den Schulstoff verstehen und vermitteln zu können, während man einer Videokonferenz beiwohnt, größer.

Wir mussten was ändern!

Am Ende von Woche #2 haben wir also etwas geändert. Da ich in Teilzeit arbeite, verlegte ich meine Arbeitszeit und kümmerte mich vormittags nur noch um die Kinder. Ich pendelte also zwischen zwei Kindern in unterschiedlichen Zimmern und einem kleinen blonden Junkie mit Kopfhören und Salzstangen hin und her, las und kontrollierte Matheaufgaben, googelte nach deutscher Grammatik und der „Lesefieberkurve“ und prüfte regelmäßig, ob K3 zwischendurch mal geblinzelt hatte. Zusätzlich bauten wir eine tägliche Youtube-„Sportstunde“ für die Kinder ein. Danke für die wirklich tollen Angebote!!! Corona machts möglich.

Homeoffice aufgrund von Corona-Isolation
Abends wurde Arbeit nachgeholt. Homeoffice sei „Dank“

Nach dem Mittag setzte ich mich dann an den PC und fing an zu arbeiten. Zumindest für ein paar Stunden. Der Rest wurde dann erledigt, als die Kinder im Bett waren. Freizeit fehlt da bisher noch. Leider.

Doch es half: es wurde alles ruhiger! Die Kinder waren konzentrierter, ich hatte weniger Druck und konnte hin und wieder K3 vom Boden aufheben und dort ablegen, wo man nicht ständig drüber stolperte.

Und dank des frühlingshaften Wetters (ich bin soooo dankbar dafür!!!) konnten die Kinder den Nachmittag meist draußen verbringen. Dort wurde dann gebastelt, gemalt, gespielt, getobt oder gestritten. Fünf Nachbarn gefällt das nicht…

Und wir haben trotzdem versucht, immer auch Zeit mit den Kindern zu verbringen. Beim Spazierengehen, Schaukeln oder Streit schlichten. Aber auch beim Ausprobieren neuer Dinge, wie das Pflanzen von Kartoffeln oder Üben von Fußballtricks.

Wie wird es weitergehen?

Nun ist Wochenende. Zwei Tage zum Durchschnaufen. Ein Ende der Situation ist nicht wirklich abzusehen. Aber die Osterferien stehen vor der Tür. Heißt in unserem Fall, dass wir vermutlich drei im Weg herumliegende Hörspieljunkies haben werden.

Na ja, ich bin gespannt, wie es mit Corona weitergeht. Und wie lange…! Wir werden jedenfalls viel lernen. Insbesondere über uns.

Ich hoffe, ihr übersteht die Zeit und bleibt gesund und fröhlich! Bis bald…

Logbuch ende!

3 thoughts on “Isolationstagebuch – Die Familie in den Zeiten der Corona

  1. Es funktioniert. Irgendwie. Wir haben auch eine Art Tagesplan entworfen, wo ich die ganzen Aufgaben der Lehrerin untergebracht habe. Auch habe ich mit den Kindern im Vorfeld überlegt, was wir vielleicht alles gerne bis nach den Osterferien mal gemacht haben wollen. Ein Beet bepflanzen, ein Insektenhotel bauen, Eier marmorieren usw… An manchen Tagen läuft es von (fast) alleine, an anderen Tagen sind sie sehr gereizt. Am meisten fehlen ihnen ihre Kontakte. Das merkt man ganz stark.

    Gestern schrien der große Sohn und der Sohn vom Nachbarn sich über die Hecke Namen zu, die sie erraten sollten. Es war laut, aber sie genossen diesen Kontakt sehr, auch wenn eine dicke Hecke zwischen ihnen war…

    Noch füllt Schule einen Teil des Tages, aber in den Ferien fällt dieser Faktor weg und ich bin etwas unsicher, wie die Ferien werden. Normalerweise haben wir sie immer mit Ausflügen bestückt, Besuchen bei den Omas usw… das fällt nun alles weg. Der Sohn meinte auch schon, dass er kaum noch unterscheiden kann,wann Woche und wann Wochenende ist. Der einzige Unterschied liegt aktuell darin, dass er unter der Woche Schulaufgaben hat und am Wochenende mehr Medien erlaubt sind…

    Haltet weiterhin durch und bleibt gesund <3

    1. Hallo Sari,

      ja, der fehlende Kontakt mit anderen ist wirklich ein Problem. Klar kann man chatten und telefonieren, aber das ist nicht das Gleiche. Und für das Jüngste ist selbst das nichts…

      Ich habe bei unserem Wochenplan nur die Zeiten für Schulaufgaben festgelegt, da ich unsicher war, wie lange für einzelne Aufgaben wirklich benötigt werden. Im Nachinein denke ich, es wäre vielleicht doch ganz gut gewesen, etwas mehr Struktur vorzugeben.

      Für die Ferien müssen wir uns dann wirklich einiges überlegen. Ich hoffe sehr auf gutes Wetter, aber das alleine wird nicht reichen. Und wie du sagst, Familie fällt ja auch weg. Leider.

      Aber wir werden das schon schaffen… Und ihr auch!

      Seid liebe gegrüßt und bleibt gesund! <3
      Martin

  2. Sehr schöne Idee motzt dem Zelten und mal was anderes für dir Kinder 😄 glücklicherweise habe ich nur ein Kind und das ist gerade mal 1,5 Jahre alt. Aber die Arbeit fehlt mir schon sehr 🙈😄

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