Hilfe, ich schlaf‘ unter einem Kind!
Die Nächte, in denen ich durchschlafen konnte und mich am nächsten Morgen tatsächlich erholt fühlte, sind in den letzten acht Jahren arg geschrumpft. Auf fünf oder so. Mal zahnt eines der Kinder, ein anderes Mal treten plötzlich Pseudokrupp und/oder Magen-Darm auf, Alpträume sorgen für Schreie aus dem Kinderzimmer (verdammte Spinnen!), Nachtschreck oder oder oder… Die Liste ist lang und variiert von Kind zu Kind und von Jahreszeit zu Jahreszeit. Dabei glaubte ich lange an dieses Bild zusammengekuschelter Familien im großen Bett. Mit anschließendem Frühstück im selbigen. Pah! Stattdessen spielen sie Kreuzworträtsel und liegen 6 waagerecht und 9 senkrecht. Und ich mittendrin.
Die letzte Nacht – nur eine von vielen
Hier mal ein Beispiel aus unserer Familie: die letzte Nacht begann damit, dass das jüngste Kind, knappe zwei Jahre alt, sich weigerte, einzuschlafen. Stattdessen machte es lustige Geräusche, krabbelte mal über Mama, mal über Papa hinweg und setzte sich schließlich auf Papas Gesicht. Als wir dann endlich das Schlafzimmer verlassen konnte, war nicht mehr viel übrig vom Abend. Dafür lag das Kind nun in der Mitte zweier Matratzen. Mit ausgestreckten Armen. Sieht ja auch ganz süß aus…
Etwa zwei Stunden später stand dann plötzlich Kind #2 vor mir und fragte, ob es in mein Bett gehen darf. Natürlich! Noch schnell die Kinderdecke geholt und dann leg dich am besten… nein, nicht auf meine Decke, ich … okay, leg dich, wohin du möchtest. Hauptsache, #3 schläft weiter.
Für solche Situationen haben wir inzwischen eine „Notfalldecke“ im Schlafzimmer. Als ich mich dann also auch hinlegen möchte, bleiben mir immerhin noch ein Großteil der zweiten Matratze und die etwas dünnere Decke.
Am Morgen wache ich dann vor dem Weckerklingeln auf. Untypisch für mich. Aber irgendwas stimmt ja auch nicht. Ich spüre ein Gewicht auf meinem Bauch. Auf meiner Blase! Und Tritte an der rechten Schläfe. Und auch die Bettkannte ist bedrohlich nahe.
Ich lag nun also ganz am Rand des Bettes. Auf mir lagen die Beine von Kind #2, welches sich nun übrigens nur noch mit meiner Notfalldecke zudeckte. Und neben meinem Kopf lag Kind #3 und trat mir gegen die Schläfe. Wieso, weiß ich nicht. Das Kind hat immerhin geschlafen. Ist ja auch ein Grund…
Ich brauche meinen Schlaf, aber…
So und so ähnlich sind viele der Nächte. Oder die Meisten. Manche verlaufen etwas ruhiger, andere sind noch deutlich krasser. Und immer wieder gibt es Nächte, da kommt man nur auf drei Stunden Schlaf. Häppchenweise.
Ich war schon immer ein Typ, der viel geschlafen hat. In den Ferien habe ich bis 10 oder 11 Uhr schlafen können (*nostalgisches Träumen*) und im Krankheitsfall habe ich in kurzer Zeit alle Keime durch Monotonie im Traumland verscheucht. In Rekordzeit!
Doch seit ich das erste Mal nachts aufstand um Windeln zu wechseln, ist nichts mehr wie vorher. Keines der Kinder war abends leicht ins Bett zu kriegen. Keines der Kinder hat über einen längeren Zeitraum ruhig durchgeschlafen. Keines der Kinder lässt mich am Wochenende länger als bis 7 Uhr schlafen („Papa, wann stehen wir auf?“). Und das spüre ich.
Klar werde ich auch älter, aber ich merke inzwischen, wie der Schlafmangel dafür sorgt, dass ich abends nicht mehr so leistungsfähig bin. Da vergesse ich dringend zu erledigende Aufgaben (Anträge, Versicherungen, Hortgebühren, …). Die Küche bleibt abends schmutzig. Ich werde häufiger krank. Und gehe trotzdem zur Arbeit. Geburtstagsgeschenke werden viel zu spät besorgt. Mails bleiben unbeantwortet. Und die Ernährung mit ungesundem Süßkram und Kaffee hat sich deutlich erhöht. Fünf großen Süßwaren- und Kaffeeherstellern gefällt das.
Nur noch 1.351 mal schlafen!
Natürlich ist nicht alles mit Schlafmangel erklärbar, aber gefühlt hängt sehr viel damit zusammen. Das spüre ich immer dann, wenn ich tatsächlich mal sieben Stunden Schlaf bekommen habe. Dann bin ich energiegeladen und stürze mich auf unerledigte Projekte und ToDo-Listen. Zumindest solange, bis ich höre: „Papa, kommst du mal?“…
Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es besser wird. Zumindest das älteste Kind hat inzwischen einen gesunden Schlaf. Hat ja nur etwas über fünf Jahre gedauert. Rein rechnerisch kann ich also im Jahr 2021 wieder ruhig schlafen. Oder 2022. Oder… Wer weiß das schon. Der Glaube daran lässt mich jedenfalls durchhalten. Noch. Und meine Frau auch. Denn die hat zufälligerweise die gleichen Kinder…
One thought on “Hilfe, ich schlaf‘ unter einem Kind!”